Bericht über unsere ehrenamtliche Arbeit
In der vergangenen Woche hatten wir die Chance mit unserer Zeitung "Grafschafter Nachrichten" ein intensives Interview zu frühren - hier das Ergebnis: (Quelle: Grafschafter Nachrichten; www.gn-online.de/nordhorn/400-neulinge-in-drei-jahren-wie-hat-die-dlrg-nordhorn-das-geschafft-580012.html)
Die Bereitschaft der Deutschen, sich ehrenamtlich zu engagieren, ist seit vielen Jahren auf einem durchweg hohen Niveau. Dennoch kommt der Nachwuchs oft nicht von selbst zu den Vereinen. Die Konkurrenz um die Freizeit, vor allem um die der Jugendlichen, ist groß. Das wissen auch Heiner Verbeck und Stefan Timmers von der DLRG Nordhorn. Der Ortsverband der Lebensretter-Gesellschaft hat diese Herausforderung bereits vor vielen Jahren erkannt. „Wir mussten Jugendliche ranholen, die dann auch bleiben“, erklärt Timmers das Ziel. Ihre Strategie ist nach der Corona-Pandemie geradezu schlagartig aufgegangen. Der Ortsverband konnte 400 Neumitglieder in drei Jahren für seine Sache gewinnen – ein Zuwachs von 61 Prozent. Doch wie ist das gelungen?
„Den Hauptzulauf haben wir, wenn die Kinder das Schwimmen lernen wollen“, erklärt Heiner Verbeck. Doch nach dem Anfängerkursus treten viele wieder aus. Dagegen wollte der Verein etwas unternehmen. Immerhin können die Jungschwimmer auch über das Seepferdchen hinaus noch viele weitere Abzeichen erlangen. Zur Motivation hat der Ortsverband vor einigen Jahren eine Art Album eingeführt, in dem der Nachwuchs Abzeichen sammeln kann. Es trägt den Titel „Mein Weg zum sicheren Schwimmer, mein Weg in der DLRG Nordhorn“. Das Heft soll auch den Eltern der Kinder zeigen, dass das Angebot der Lebensretter über die Schwimmkurse hinaus viel zu bieten hat. „Irgendwann kommt der Wettkampf, man lernt Leute kennen. Theoretisch kann man bis zum Lebensende weitermachen“, weiß Verbeck. Auch die anderen Wege – zum Rettungsschwimmer, Ausbildungshelfer, zur Wasserrettung und zum aktiven Einsatzdienst – sind in dem Heftchen übersichtlich auf nicht mehr als zehn Seiten zusammengefasst.
Meilenstein nach Rückschlägen erreicht
Neuerungen wie diese zahlten sich zuletzt aus: Im März erreichte der Verein mit dem 1000. Mitglied einen Meilenstein, den er sich selbst zum Ziel gesetzt hat. Diese Marke hatte er 2006 geknackt. Anschließende Rückschläge wie der Brand des Hallenbads am Stadtring oder der Wegfall des Bads in Klausheide kosteten die DLRG nach Einschätzung von Verbeck und Timmers Mitglieder, da man in diesen Sportstätten fortan keine Kurse mehr veranstalten konnte.
Und warum steht der Ortsverband jetzt so gut da? Allein am Abzeichen-Album liegt es wohl nicht: „Wir hatten einen Blumenstrauß an Maßnahmen“, schildert Timmers. Da 2016 das Hallen- und Freibad „Delfinoh“ neu eröffnet wurde und fortan als Veranstaltungsort für Schwimmkurse zur Verfügung stand, konnte der Verein sein Angebot wieder erweitern. Außerdem arbeitet die DLRG in ihren verschiedenen Fachbereichen mittlerweile mit technischem Gerät wie Drohnen oder Sonar und bietet potenziellen Ehrenamtlern damit ein breites Spektrum an möglichen Tätigkeitsfeldern. Und nicht zuletzt hat die DLRG auch ihre vereinsinterne Vernetzung modernisiert: Einladungen zu Kursen, Hinweise auf gemeinsame Aktionen und allgemeine Kommunikation – all dies läuft nur noch digital. „Papierlisten haben wir aus dem Freibad verbannt“, fasst es Timmers zusammen.
Vom Anfängerschwimmkursus bis zum Schnorcheltauchen – der Ortsverband Nordhorn hat mittlerweile einen Stamm an Ausbildern für die jeweiligen Fachbereiche in den eigenen Reihen herangezogen. Dies war eine besondere Herausforderung. Immerhin gilt es auch, Ausbilder im Vorfeld auszubilden – und sie müssen später auch noch Zeit finden, ihr Wissen weiterzugeben. „Ob sie dazu bereit sind, muss jeder vorher abwägen“, weiß Timmers, der selbst seit Jahren Ausbilder ist.
Verbeck und Timmers sind Mitglieder im Vorstand, der aus Vertretern aller Abteilungen des Ortsverbands besteht. Bewusst setzt man auch in der Vereinsführung auf neuere und langjährige Mitglieder. Der Generationenwechsel sei für das Fortbestehen jedes Vereins „unglaublich wichtig“, betont Timmers. Seine Devise: „Man muss mit der Zeit gehen.“
Am Vechtesee wird es eng
Die Lebensrettergesellschaft sieht sich in Nordhorn also auf einem guten Weg. Einen Haken hat das Wachstum der letzten Jahre aber doch: So langsam geht den Ehrenamtlern in ihrem Vereinsheim, das sich neben dem Bootsclub am Vechtesee befindet, der Platz aus. Noch dazu nehmen die über Jahre immer wieder erweiterte Ausrüstung und der Fuhrpark viel Platz ein. In der Garage stehen die Einsatzfahrzeuge so eng nebeneinander, dass sich die Einsatzkräfte kaum noch zwischen ihnen hindurchzwängen können. Der Vorstand befindet sich im Gespräch mit der Stadt und sucht nach einer Lösung - entweder sie müssen das Vereinsgelände erweitern oder umziehen.